Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freunde,
Ich stelle mich Ihnen und euch zum zweiten Mal zur Wahl für den Bezirkstag. Und dies aus voller Überzeugung.
Der Bezirk ist als dritte kommunale Ebene für die Belange der Menschen zuständig, die Unterstützung und Hilfe brauchen. Sei aus psychischen Gründen, Sucht und vor allem auch für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Ziel ist die gleich berechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Wohnen, Freizeit, in der Arbeitswelt.
Auch Inklusion genannt. Als ich vor fünf Jahren angetreten bin, war die Umsetzung „Inklusion“ noch für viele schwer fassbar. Auch heute ist Inklusion noch lange nicht in den Köpfen und Herzen der Menschen angekommen. Im Jahr 2013 habe ich einen Antrag eines runden Tisches zur Inklusion gestellt, um die Umsetzung in unserem Landkreis voranzubringen. Umgesetzt wurde es erst jetzt als Inklusionsbeirat, leider nicht besetzt als Abbild der Gesellschaft.
Die Umsetzung der Inklusion, der gleichberechtigten Teilhabe aller Menschen an unserer Gesellschaft, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und kann eine Chance für unsere Gesellschaft sein. Ich möchte es das Recht aller Menschen auf ein möglichst selbstbestimmtes Leben nennen. Leider wird dies immer noch viel zu sehr nur mit baulichen Maßnahmen verknüpft. Die Teilhabe beginnt in jedem kleinen Dorf, durchdringend alle Teile der Gesellschaft. Im letzten Herbst besuchte ich eine Berufsschule in Südtirol. Wir erlebten eine inklusive Schule. Jede Schülerin hat Anspruch diese Schule zu besuchen. Dies ist eine Selbstverständlichkeit, aber manchmal auch eine große Herausforderung. Aber die Rahmenbedingungen dafür stimmten, räumlich, aber auch personell. Und daran scheitert es bei uns viel zu oft. Es fehlt an Geld, und das in unserem reichen Land, zusätzliches Personal, Fachpersonal, einzustellen. Denn die Inklusion darf weder zu Lasten der Beteiligten, der Kinder in Bildungseinrichtungen, aber auch der Lehrkräfte, auf deren Rücken es oft ausgetragen wird, gehen. Menschen mit Beeinträchtigungen können wir alle werden, vor allem, wenn wir älter werden. Und so ein reiches Land wie Deutschland wird für mich auch daran gemessen, wie hier mit Menschen, die leider immer noch oft am Rand der Gesellschaft stehen, umgegangen wird. Als Mensch und als Sozialdemokratin ist mir die ausreichende Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigungen, die eine Teilhabe erst möglich machen, eine Herzensangelegenheit. Denn die Würde des Menschen ist unantastbar.
Nun zu meiner Person, ich bin 55 Jahre alt, aufgewachsen in einer Familie mit einer Schwester mit Beeinträchtigung. Deswegen weiß ich um die Bereicherung, die das Leben mit meiner Schwester für mich bedeutet hat. Aber auch die Ausgrenzung durfte ich erfahren. Ich bin bewußt in die SPD eingetreten, weil ich meine Werte dort verwirklicht sehe, und ich hier als Leitlinie die Gleichberechtigung aller Menschen sehe. Ich habe zwei erwachsene Kinder und lebe mit meinem Mann in Hörlkofen. Während des Studiums der Sozialpädagogik habe ich in der interkulturellen offenen Jugendarbeit gearbeitet. Nach dem Studium sammelte ich Berufserfahrung in der Flüchtlingsarbeit in München und später im frühkindlichen Bereich in einer Kindertagesstätte.
Seit vier Jahren bin ich zweite Bürgermeisterin der Gemeinde Wörth, und Fraktionsvorsitzende im Kreistag. Dort gibt es viele Schnittpunkte mit dem Bezirk, Naturschutz und der Jugendhilfe. Ich bin mit Leib und Seele Kommunalpolitikerin, weil ich glaube, dass man /frau zusammen mit den Menschen vor Ort sehr viel bewegen kann. Und deswegen bewerbe ich mich für die dritte kommunale Ebene, den Bezirkstag.
Zwei Themen möchte ich heute noch ansprechen, für die ich stehe. Zum einem das Thema „Frauenhaus“. Die Reaktionen auf den Trägerwechsel des Erdinger Frauenhauses und die Diskussion zeigen, dass der Umgang mit Frauen mit Gewalterfahrung, die mit ihren Kindern Hilfe suchen, kein Randthema für die Gesellschaft, auch in unserem Landkreis, ist. Jahrzehnteland wurde von den Fachfrauen, die das Frauenhaus aufgebaut und geleitet haben, sehr gute Arbeit geleistet. Diese Arbeit wurde weder gewürdigt noch gedankt. Im Gegenteil. Stattdessen wurden von Seiten des Landratsamts aus angeblich „rein wirtschaftlichen Gründen“ gekündigt. Für mich zeugt das von Unkenntnis und Ignoranz diesem sensiblen Thema gegenüber. Jahrzehntelange Erfahrung in der Arbeit mit Frauen, die nach Gewalterfahrung in größter Not Schutz im Frauenhaus suchen, wird ignoriert und über Bord geworfen. Und das ohne Not! Und das wichtige Thema einer guten Betreuung der Kinder der schutzsuchenden, oft traumatisierten Frauen, durch ausreichende Erzieherinnenstellen, sollte eine Selbstverständlichkeit sein.
Ein Wort zur Integration: 2015 waren wir das „Willkommensland“. Es zeigte sich, dass sich tausende Menschen in unserer Zivilgesellschaft ehrenamtlich auf den Weg machten. Viele haben inzwischen aufgehört, und dass in der Regel nicht wegen der Flüchtlinge. Sondern weil diese Mammutaufgabe Integration vor allem eine Aufgabe der Ehrenamtlichen geworden ist, gerade in Bayern mehr Steine in den Weg gelegt werden, im Landkreis vom Kommunalpass und dem restriktiven Arbeitsverbot ganz zu schweigen.
Es gibt nach wie vor keinen Integrationsplan. Dabei wird auch hier die Chance verpasst. Das hat für mich viel mit meinen sozialdemokratischen Werten zu tun, Menschen die gleichberechtigte Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Dies muss Aufgabe der Politik sein, die notwendigen Strukturen zu schaffen. Es sind Menschen zu uns gekommen, mit positiven wie negativen Eigenschaften, wie du und ich. Und Menschen, die mit unserer Gesellschaft nicht zurechtkommen, sollen auch zurückgehen können. Ich habe selber einem jungen Mann mit „Coming home“ zur Rückreise verholfen, und mehrere Ausreisewillige getroffen. Natürlich haben sich auch Menschen ein falsches Bild von Deutschland gemacht. Entsetzt bin ich aber über die Ausgrenzungs- und Stigmatisierungspolitik der CSU. Sie schürt die Ausländerfeindlichkeit. Zudem betrifft der ausgesetzte Familiennachzug vor allem schutzbedürftige Frauen und Kinder. Die Abschiebung von Menschen, die keine Straftäter sind, nach Afghanistan, widerspricht unseren humanitären Werten. Aus unserer über hundertjährigen Geschichte heraus sollte uns Humanität, Integration und Inklusion ein nicht zu verhandelbarer Wert sein.
Ich werbe um Ihre und eure Stimme, denn ich möchte mich im Bezirkstag für diese Werte und eine bessere inklusive Gesellschaft einsetzen und dafür arbeiten!!